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Trauer bewältigen – ein persönlicher Erfahrungsbericht

Nach einem Verlust fragen sich die meisten Menschen, wie sie denn jemals die Trauer bewältigen sollen. Wie sie zu einem normalen Leben zurückfinden oder jemals wieder glücklich sein könnten. All dies scheint unmöglich.

In meiner Trauergruppe bei den Young Supporters durfte ich Ende 2018 Yvonne kennenlernen. Sie kam zu uns nach dem Verlust ihres Ehemannes Tobi. Sie ist ein gutes Beispiel, wie man tatsächlich Trauer bewältigen und wie man von seinem Tiefpunkt im Leben wieder zu sich und seinem Glück finden kann. Ich freue mich, dass sie ihre Erlebnisse mit uns teilt, da sie Mut machen und Hoffnung geben. Aber lies selbst:

Trauer bewältigen. Wie soll das denn bitte gehen? Wenn man alles verloren hat. In nur einem Moment.

Du hast einen wichtigen Menschen in deinem Leben verloren? Vielleicht sogar den wichtigsten? Du hast nur noch Dunkelheit und Verzweiflung um dich herum und weißt nicht, wie du weitermachen sollst? Du hast keine Kraft mehr zu leben? Genau an diesem Punkt war ich auch schon. Vor ziemlich genau 4 Jahren. 

Am 25.01.2018 ist mein Mann Tobi gestorben. Ganz plötzlich und ohne Vorwarnung. Wir konnten uns nicht verabschieden, nicht mehr miteinander reden, geschweige denn irgendwas regeln. Ich war 37 und Tobi 41. Ich stand von jetzt auf grad vor dem Nichts. Wir hatten ein Jahr zuvor ein Haus gebaut und dementsprechend hohe Kredite am Laufen. Und ich hatte nicht mal einen Job. Ich arbeitete in Tobis Firma, die nach seinem Tod nicht mehr existierte.

Hier möchte ich dir erzählen, was passiert ist, wie es mir ging und wie ich es aus dem schwarzen Loch heraus geschafft habe. In ein neues, aber auch schönes Leben.

Das Schlimmste, was mir je hätte passieren können

Mein Mann ist gestorben. Mein Tobi. Ich konnte es nicht fassen. Gerade war doch noch alles gut. Und plötzlich stand ich da im Krankenhaus auf der Intensivstation in einer fremden Stadt und die Ärztin sagte mir, dass Tobi keine Chance mehr hat zu überleben. 

Am Vortag ist er zu Hause einfach umgefallen, ins Koma. Wir konnten nicht mehr miteinander reden. Die Rettungssanitäter haben eine Stunde gebraucht, um ihn zu stabilisieren, damit er zum Krankenhaus gefahren werden konnte. Dort saß ich eine Ewigkeit und wusste nicht, was los ist. Irgendwann kam eine Ärztin, es war schon später Abend. Sie sagte mir, dass in Tobis Kopf ein Aneurysma geplatzt sei. Er müsse in eine andere Klinik verlegt werden, in einer anderen Stadt. Wieder verging eine Ewigkeit. Was dauert hier denn immer so lange? Endlich kam jemand, der mich kurz zu Tobi brachte und dann wurden wir mit dem Rettungswagen und Blaulicht in die andere Klinik gefahren. 

Dort angekommen sagte man mir, dass Tobi am nächsten Morgen operiert werden solle und ich nach Hause fahren müsse. Wie denn? Ich bin mit dem Krankenwagen gekommen, es war mittlerweile 2 Uhr in der Nacht und ich war fast 80 Kilometer von zu Hause entfernt. Also irrte ich durch das leere Krankenhaus, setzte mich schließlich in den Vorraum der Radiologie und wartete dort die ganze Nacht. Alleine. Verängstigt. Und ohne Informationen. 

Am frühen Morgen erfuhr ich, dass man Tobi mittlerweile notfallmäßig operieren musste. Sie mussten seinen Schädel aufmachen, da das Gehirn so stark angeschwollen war, dass es keinen Platz mehr in seinem Kopf hatte. Es könne sich in alle Richtungen entwickeln, sagte man mir. Immerhin war Tobi nun auf einem Zimmer und ich konnte endlich zu ihm. Konnte seine Hand halten und mit ihm reden. Auch wenn er nicht mit mir reden konnte. Sein Gesicht war stark geschwollen und seine Schädeldecke geöffnet. Ich sah es nicht, aber ich wusste es. Ich verbrachte dort 2 Tage und 2 Nächte, seine Hand haltend und betend. Denn sonst konnte ich nichts tun. 

Irgendwann kam eine Ärztin und sagte, dass ich entscheiden müsse, ob die Geräte, die meinen geliebten Mann am Leben hielten, abgeschaltet werden sollen. Ich habe lange mit ihr gesprochen, ihr hundert Fragen gestellt. Sein Zustand würde sich nicht mehr verbessern, das stand fest. Er würde sterben, so oder so. Tobi hatte mir im Laufe der Jahre immer wieder gesagt, dass er nicht an Geräten hängen möchte. Ich solle diese abschalten lassen, wenn ihm mal etwas passieren würde. So wusste ich sicher, dass ich in seinem Sinne handeln musste. Auch wenn ich lieber alles versucht hätte, ich konnte es nicht. Ich musste ihm seinen Wunsch erfüllen und die Geräte wurden abgestellt. Wir waren alleine. 10 Minuten, bis er ging. Ich habe ihm noch so viel gesagt. Wie sehr ich ihn liebe. Dass wir irgendwann wieder zusammen sein werden und dass es ok ist, wenn er jetzt geht. Dass er seinen Frieden finden muss. Dass er sich nicht um mich sorgen soll.

Und dann war ich plötzlich alleine

Dass er sich nicht um mich sorgen soll. Was hatte ich denn da Dummes gesagt? Wie sollte ich denn ohne ihn klar kommen? Wie sollte ich denn überleben? Ganz alleine. Wir waren doch 20 Jahre zusammen gewesen. Waren ein Einzelkämpfer-Team. Haben uns immer gegenseitig gestützt. Tobi war meine Sicherheit, mein Halt und meine Liebe. Es gab doch niemanden, der annähernd so wichtig für mich war.

Die ersten Wochen waren komisch. Ich hab funktioniert. Es gab viel, um das ich mich kümmern musste. War ja sonst keiner da. Ich konnte lachen, auch wenn ich oft weinte. Ich konnte über das Geschehene reden. Ich dachte, irgendwas stimmt nicht mit mir. Es müsse mir doch viel schlechter gehen. Vielleicht stand ich unter Schock. Aber der dicke Knall kam. Nach 4 Wochen. Nach der Beerdigung. Das große schwarze Loch. Die Leere. Die Einsamkeit. Unbändige Verzweiflung. Und plötzlich der Gedanke, dass ich meinen Mann umgebracht habe. So sicher ich mir am Anfang war, dass ich richtig und in Tobis Sinne gehandelt hatte, kamen später die Zweifel. Wäre doch noch ein Wunder passiert? Wäre er wieder aufgewacht und gesund geworden, wenn ich die Geräte nicht hätte abstellen lassen? Und dann auch die Frage: Wofür soll ich denn noch weitermachen? Ich will doch gar nicht mehr. Immer wieder der Gedanke, dass ich mich nicht mehr durch dieses Grauen kämpfen kann. Jeden Tag und jede Nacht aufs Neue. Dass ich keine Kraft mehr habe. Keine Kraft zum Aufstehen. Keine Kraft zum Leben.

Tatsächlich habe ich beschlossen, dass ich Tobi hinterhergehen werde. Um wieder bei ihm zu sein. Weil wir doch zusammengehören. Ich habe es geplant, bis ins Detail. Mich schlaugemacht, wie es für mich am besten geht. Tja, wie du liest, bin ich noch da. Warum? Was hat mich abgehalten? Es war nicht die Hoffnung, dass es irgendwann wieder besser wird. Die gab es nicht. Es war eine meiner beiden Hündinnen, die mir, wie ich im Nachhinein sagen kann, das Leben gerettet hat. Denn als ich an meinem Tiefpunkt war, wurde sie krank, lebensbedrohlich sogar. Und ich konnte sie doch nicht im Stich lassen. Ich musste mich doch um dieses kleine, abgemagerte, zerbrechliche und liebenswerte Wesen kümmern. Ich musste doch um ihr Leben kämpfen. Das bedeutete jedoch auch, dass ich aufstehen und mich fertig machen musste. Mit meinen Mädels, so nenn ich meine Hündinnen, zur Tierklinik fahren und dort in einem vollen Wartezimmer sitzen musste. Den Blicken Fremder ausgesetzt. Mit den Tränen kämpfend. Und zwar jeden 2. Tag. Über Wochen hinweg. Wenn du auch einen Verlust erlebt hast, dann weißt du, was das für eine Herausforderung ist und wie unmöglich dies oft erscheint. Aber ich musste mein Mädchen durchbringen. Und das habe ich geschafft. Sie ist immer noch bei mir. Was für ein Glück! Ich habe ihr Leben gerettet. Und sie meins.

All diese Tage, an denen ich mich um etwas kümmern musste, etwas erledigen musste, brachten mich ein Stück weiter. Es entstand ganz langsam und wie von selbst ein neuer Alltag. Auch wenn der nicht schön war und ich ihn nicht wollte. Ich wollte nämlich nur mein altes Leben zurück, den Menschen, den ich über alles liebe und der nicht mehr da war. Sonst wollte ich nichts. Und plötzlich kam ganz unerwartet ein Tag, an dem ich abends dachte, dass es ein schöner Tag war. Dieser Tag wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Ich war mit einem befreundeten Pärchen auf einem Markt an der Xantener Nordsee. Wir sind mit den Mädels anschließend noch ein gutes Stück am Wasser entlang spaziert. Das Wetter war schön. Wir haben uns gemeinsam an Tobi erinnert, so schmerzlich das auch war. Und abends auf der Couch habe ich tatsächlich gedacht, dass es ein schöner Tag war. Moment! Was habe ich da gedacht? Ein schöner Tag? Wie kann das sein? Ich war doch so sicher, dass es nichts Schönes mehr in meinem Leben geben würde! Nie mehr!!! Oder könnte es tatsächlich doch sein, dass ich es irgendwann aus dem schwarzen Loch, das mich umgab, wieder rausschaffen würde? Ich wusste es zu dem Zeitpunkt nicht.

Als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre 

Es war fast auf den Tag genau ein Jahr, nachdem Tobi gestorben war, als eines Abends das Telefon klingelte. Es war ein Krankenhaus in Siegen, meiner Heimatstadt, dran. Meine Mama war dort für eine Routineuntersuchung und der Arzt teilte mir mit, dass es Komplikationen gegeben hatte und meine Mama im Koma läge. Ich war einfach nur fassungslos. Das konnte doch nicht wahr sein! Hatte ich denn noch nicht genug zu ertragen? Was sollte ich denn jetzt machen? Ich musste zu meiner Mama, aber wohin mit den Mädels? Ein paar Telefonate später hatte ich sie für die nächsten Tage untergebracht und war wieder einigermaßen bei mir, sodass ich mich ins Auto setzen und die 200 km nach Siegen fahren konnte. Im Krankenhaus angekommen hatte ich ein Déjà-vu. Dort lag meine Mama auf der Intensivstation, genau wie Tobi ein Jahr zuvor. Im Koma, nicht ansprechbar, an den gleichen Geräten. Und auch wieder 2 Tage und 2 Nächte, die ich dort verbrachte. Ihre Hand haltend und mit ihr redend, ohne Antwort. Alleine und hilflos. Fassungslos. Bis sie verstarb. Meine Mama war nach Tobis Tod der wichtigste Mensch für mich geworden. Und nun hatte ich auch sie verloren.

Dies alles hinterließ Spuren. Seelisch, aber auch körperlich. So wachte ich eines Morgens auf und war von der Taille an abwärts taub. Ich war im Krankenhaus und bei 11 Ärzten. Keiner wusste, was die Ursache war. Die Taubheit bildete sich innerhalb eines Jahres zum Glück fast gänzlich zurück. Meine Fußsohlen kribbeln allerdings heute noch. Ich bin mittlerweile sicher, dass die Ursache psychisch ist. 

Was kann man denn nun tun, um seine Trauer zu bewältigen?

Ich habe viel gelesen, im Internet und in Büchern. Über Frauen, die ihren Mann auch schon in jungen Jahren verloren haben. Ich fand es tröstlich zu wissen, dass es noch andere Menschen gibt, denen es ähnlich ging wie mir. Ich las auch viele Ansätze, wie man seine Trauer bewältigen und verarbeiten kann. Dem einen hilft ein Therapeut, dem anderen Sport und wieder ein anderer kann die Trauer am besten alleine verarbeiten. Ich glaube, jeder muss da selber das für sich Passende finden.

Ich war zu der Zeit, als Tobi gestorben ist, wegen einem anderen Thema bei einer Therapeutin. Natürlich haben wir dann aber viel über den Verlust gesprochen. Das tat mir gut, sie war sehr einfühlsam, konnte mir hilfreiche Tipps geben. Etwas später habe ich noch zusätzlich Termine bei einer speziellen Trauerbegleiterin gemacht. Auch mit ihr hatte ich Glück. Die Gespräche haben mich Stück für Stück weiter gebracht. Auch wenn dort viele Tränen geflossen sind. Aber Trauer soll man ja auch nicht unterdrücken und ich habe tatsächlich immer alles rausgelassen. Es wurde mein Ritual, dass ich morgens, nachdem ich meine Mädels versorgt hatte, wieder ins Bett ging, zum weinen und nachdenken. Irgendwann waren dann keine Tränen mehr da und ich bin aufgestanden und habe erledigt, was erledigt werden musste. Das war meine Zeit zum Trauern und meine Zeit zum Funktionieren. So hat sich mein neuer Alltag nach und nach immer weiter entwickelt. Ich kochte wieder für mich. Ich fand einen Job und ging wieder arbeiten. Erst 2 Tage, dann irgendwann 4.

Meine Trauerbegleiterin sagte mir dann eines Tages, dass sie mich nun an eine Trauergruppe verweisen würde. In Duisburg gab es eine speziell für junge Leute. Ich hatte zuerst Angst und wollte nicht wirklich dort hin. Ich bin schon immer schüchtern gewesen und tat mich schwer mit neuen Leuten, besonders in Gruppen. Da mir die Gespräche mit der Therapeutin und der Trauerbegleiterin aber immer gutgetan haben, schrieb ich der Leiterin der Gruppe eine Mail. Die Antwort war herzlich und ich traute mich, es auszuprobieren. Dort traf ich auf Sabine. An dem Abend waren wir nur zu zweit, weil die anderen Teilnehmer abgesagt hatten. Also ging es nur um mich und mein Thema. Ich hatte sofort ein vertrautes Gefühl bei Sabine, als ob wir uns kennen würden. Sie war so herzlich und verständnisvoll und nahm mich sofort in den Arm. Sie erzählte mir ihre Geschichte und ich erzählte ihr meine. Es war richtig hart, aber es tat auch so gut. Ich hatte schon wieder großes Glück. Obwohl es für mich immer weit zu fahren war, ging ich regelmäßig zu den Treffen. Viele Trauernde, mit denen ich gesprochen habe, sagten, dass so was nichts für sie wäre. Aber ich kann dir nur raten: Probier es wenigstens mal aus. Man muss nichts erzählen, wenn man nicht will und da alle in der Gruppe ebenfalls einen Verlust erlitten haben, versteht man sich untereinander. Man fühlt sich nicht so alleine mit seinem Schicksal.

Meine 11 persönlichen Tipps, wie du deine Trauer bewältigen und wieder ins Leben finden kannst

  1. Gib deiner Trauer Raum

    Unterdrück deine Gefühle nicht, auch wenn andere dich nicht verstehen. Unterdrückte Gefühle machen dich auf Dauer seelisch und sogar körperlich krank und das kannst du gerade jetzt nicht auch noch gebrauchen. Also nimm dir den Raum, den du brauchst, um deine Trauer rauszulassen!

  2. Achte auf dich

    Hör auf deinen Bauch und tu Dinge, die dir gerade guttun. Auch wenn es ein ganzer Sonntag auf der Couch vor der Glotze ist. Wenn du das brauchst, dann mach es! Hol dir aber auch neue Anregungen und probiere Dinge aus, die für Entspannung und Wohlbefinden sorgen. Ich empfehle dir einen Blick auf die Seite mymonk.de zu werfen.

  3. Überfordere dich nicht

    Sag Nein, wenn du nicht kannst. Du bist niemandem verpflichtet, außer dir selbst. Du musst mit deinen Kräften haushalten und du hast selber genug Baustellen, um die du dich kümmern musst. Du hast Priorität!

  4. Setz dich nicht unter Druck

    Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um deine Trauer zu bewältigen. Es gibt keinen Zeitrahmen, in dem man wieder funktionieren muss. Bei dem einen geht es schneller, bei dem anderen dauert es länger. Das ist keine Schande, steh dazu.

  5. Schaff dir Rituale und Routinen

    Das hilft dir, einen neuen Alltag aufzubauen und eine neue Struktur zu finden. Baue dir möglichst viele positive Dinge ein und erlaube dir auch, sie zu genießen.

  6. Rede

    Such dir Leute, die dich verstehen, weil sie Ähnliches erlebt haben. Bei denen du dich wohlfühlst und denen du vertraust. Es ist hilfreich zu erkennen, dass man nicht der Einzige ist, der einen traumatischen Verlust erlitten hat.

  7. Glaube an dich

    Auch wenn du deinen Partner verloren hast, mit dem du viele Jahre ein Team gebildet hast: Du bist auch alleine wertvoll! Du kannst Dinge alleine schaffen und du schaffst viel mehr, als du dir vorstellen kannst.

  8. Gib nicht auf

    Es ist die schwerste Zeit in deinem Leben. Sie kostet so viel Kraft. Aber glaub daran, dass es auch für dich wieder besser wird, du deine Trauer bewältigen und sogar wieder glücklich sein kannst. Auch wenn das sehr lange dauert und du daran arbeiten musst. Aber am Ende lohnt es sich!

  9. Erlaube dir, wieder Glück zu empfinden

    Nach einem Verlust hat man oft Schuldgefühle. Man denkt, mein verstorbener Mensch kann das nicht mehr erleben, kann nicht mehr glücklich sein, also darf ich das auch nicht. Aber das stimmt nicht! Gerade du hast es nach all dem Leid verdient, wieder ein schönes und erfülltes Leben zu führen.

  10. Denk daran, was dein verstorbener Mensch sich für dich wünschen würde

    Wenn du keinen Mut mehr hast und aufgeben willst, stell dir vor, was sich dein verstorbener Mensch für dich wünschen würde. Er würde nicht wollen, dass du dich aufgibst. Er würde wollen, dass es dir gut geht und du wieder glücklich wirst!

  11. Wenn du nicht vorankommst, es nicht besser wird oder du nicht mehr kannst

    Such dir bitte professionelle Hilfe! Das ist keine Schande und du brauchst dich nicht dafür zu schämen. Es gehen so viele Menschen zu Therapeuten oder Selbsthilfegruppen, die weitaus weniger Probleme haben als du. Dir ist das Schlimmste passiert, was passieren kann und da darfst du ruhig Hilfe annehmen, um deine Trauer bewältigen zu können!

Du fragst dich, ob ich wieder glücklich bin?

Ja, das bin ich tatsächlich! Und das hätte ich mir ganz ehrlich nie vorstellen können. Tobi war doch mein Ein und Alles, meine große Liebe. Aber tatsächlich bin ich nun schon seit 2 Jahren in einer neuen Beziehung. Es ist anders als mit Tobi, aber es ist auch schön. Es geht uns gut miteinander und wir verstehen uns. Mein Partner hat auch einen Verlust erlitten, wenn auch nicht durch den Tod. Aber trotzdem wissen wir in etwa, wovon der andere redet.

Es hat sich so viel verändert in den letzten 4 Jahren. Und vieles davon ist gut. Aktuell verwirklichen mein Partner und ich uns unseren Traum. Wir wollen nicht mehr 9 to 5. Wir wollen nicht mehr in der Tretmühle leben. Das Leben ist einfach zu kurz dafür und es kann so schnell vorbei sein, wie ich leider aus eigener schmerzlicher Erfahrung weiß. Wir möchten selbstbestimmt sein und tun, was uns glücklich macht. Wir verkaufen gerade Haus und Hof und werden die nächsten Jahre mit unserem Wohnmobil durch Europa reisen. Vielleicht auch noch weiter. Ohne Termine. Ohne Stress. Das war auch Tobis Traum und ich werde ihn mitnehmen auf unsere Reise. Unterwegs wollen wir rausfinden, wie und wo wir unsere Zukunft gestalten. Ich war noch nie erfüllt von meinem Job und werde nach der Tour meine Leidenschaft zum Beruf machen. Ich könnte grad kaum glücklicher sein. Auch wenn ich gleichzeitig traurig bin. Das werde ich immer sein. Aber die Trauer wird leiser mit der Zeit und ich lerne mit ihr zu leben. Gut zu leben. Endlich wieder.

„One day someone is going to hug you so tight, that all of your broken pieces fit back together.“

(Anonymous)

Mein „Training für Trauernde“ in Krefeld

Yvonne hat dir in ihrem Bericht schon viele Tipps gegeben, wie du deine Trauer bewältigen kannst. Aber auch körperliche Bewegung kann von großer Bedeutung sein. Dies habe ich 2012 nach meiner eigenen Verlusterfahrung erkannt. Aus Spaziergängen in der Natur entwickelte ich nach und nach ein Bewegungskonzept, welches Elemente aus den Bereichen Yoga, Pilates, Kickboxen, Calisthenics, Krafttraining und Qui Gong vereint. Als ausgebildete Bewegungstherapeutin und Trauerbegleiterin habe ich Gefühle und Training verbunden, um Körper, Geist und Seele ganzheitlich zu stärken. So konnte ich mich über Wochen und Monate hinweg selber aus meinem tiefen Loch herausziehen und den Herausforderungen im Alltag wieder standhalten. Diese wertvolle Erfahrung möchte ich in meinem „Training für Trauernde“ an dich weitergeben.