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Von null auf hundert – in vier Jahren

Wir geben alles auf. Starten in ein neues Leben voller Abenteuer. Nie mehr 9 to 5! Wie es dazu kam? Das ist eine lange Geschichte. Wir sind Niklas und Yvonne und erzählen sie dir auf unserem Blog.

Wir schreiben über Veränderung, Reisen, Leben im Wohnmobil, Trauer, Lebensfreude, Selfcare und eine neue Sicht auf die Dinge. Wir sind aufgeregt und voller Vorfreude, denn bald geht es los ☺️

Wir haben unsere Jobs gekündigt, das Haus verkauft und in den nächsten 4 Monaten werden wir noch unseren restlichen Besitz an den Mann bringen. Denn ab August reisen wir auf unbestimmte Zeit mit unserem Wohnmobil Frankie durch Europa. Nur wir zwei, unsere beiden Hundedamen Frieda und Elli und das Nötigste, was man zum Leben braucht.

Wir brechen aus gewohnten Mustern aus. Wollen nicht mehr tun, was man halt tut. Unser Leben soll nicht mehr aus Arbeit, Haus und Garten, Stress und Ärger bestehen. Wir wollen leben. Frei und glücklich sein. 

Eine neue Sicht auf das Leben

Wenn wir Leuten von unseren Plänen erzählen, hören wir immer wieder „Oh, wie mutig!“ Das hätten wir vor gar nicht allzu langer Zeit wahrscheinlich auch gedacht. Aber wir haben uns verändert. Unsere Sicht auf das Leben hat sich verändert. Warum ist es mutig aufzugeben, was einen nicht glücklich macht? Oder sogar krank? Eigentlich sollte das selbstverständlich sein. Man hat schließlich nur ein Leben und das kann ganz schön kurz sein. Keiner weiß, wie viel Zeit ihm bleibt und diese sollte man doch bestmöglich nutzen. 

Es ist traurig, wenn Menschen jahrelang einen Job machen, den sie hassen. Wenn sie sich mit Leuten umgeben, die ihnen nicht guttun. Einfach aus Gewohnheit. Aus Bequemlichkeit. Aus Pflichtgefühl. Oder aus Angst vor Veränderung. Es ist nicht so, dass wir das nicht kennen und dass wir nicht auch mal so waren. Aber dann ist das Leben passiert. Und alles wurde anders.

Das Schlimmste, was mir je hätte passieren können

Du fragst dich, wie es zu diesem Umdenken kam? Das ging nicht von heute auf morgen. Es war ein langer Prozess. Bei mir, Yvonne, begann er im Januar 2018. Als mein Mann starb. Mein Tobi. Ganz plötzlich und unerwartet. Wir waren 20 Jahre lang zusammen und meine Welt ist von einem Moment auf den anderen zerbrochen. Nichts war mehr wie vorher. Nichts war mehr gut.

Wir hatten gerade unser Traumhaus gebaut, welches ich selber entworfen habe. Wir fühlten uns dort wohl. Angekommen. Wir waren glücklich. Und dann stand ich plötzlich im Krankenhaus auf der Intensivstation und eine Ärztin sagte mir, dass Tobi keine Chance mehr hat zu überleben. 

Am Vortag ist er zu Hause einfach umgefallen. Ins Koma. Wir konnten nicht mehr miteinander reden. Wir konnten uns nicht verabschieden oder noch irgendwas regeln. Da war ich 37.

Die ersten 4 Wochen war ich wie unter Schock. Habe funktioniert. Musste mich um viele Dinge kümmern. Allein. Nach der Beerdigung kam dann der Tiefpunkt, den ich fast nicht überlebt hätte. Doch ich schaffte es aus diesem schwarzen Loch heraus.

In den nächsten 2 Jahren musste ich mich durch viele Probleme kämpfen. Trauer, Schuldgefühle, Krankheit, finanzielle Sorgen, einen Horror-Job und der Verlust vieler Freunde, die sich nach Tobis Tod von mir distanziert haben. Und als ob das alles nicht schlimm genug gewesen wäre, starb auch noch meine Mama. Genau ein Jahr nach Tobi. Genauso unerwartet und plötzlich. Genau wie bei ihm saß ich 2 Tage und 2 Nächte an ihrem Bett auf der Intensivstation und habe ihre Hand beim Sterben gehalten. Es war die schlimmste Zeit meines Lebens.

Nach knapp 2 Jahren ging es endlich bergauf

Den ersten richtigen Lichtblick gab es im November 2019, als ich mit Niklas zusammen kam. Wir arbeiteten in der selben Firma, hatten aber nie was miteinander zu tun gehabt. Im September haben wir uns zum ersten Mal länger unterhalten. Das war auf dem Geburtstag einer Kollegin.

Im Oktober schrieb Niklas mich dann über Facebook an und wir waren sofort auf einer Wellenlänge. Wir schrieben uns 4 Tage und Nächte am Stück. Das war wunderbar 🥰 Auch er hatte in gewisserweise einen Verlust erlitten, als seine Frau ihm Anfang des Jahres ganz unerwartet gesagt hat, dass sie ihn nicht mehr liebt. Sie zog noch am selben Tag aus der gemeinsamen Wohnung aus. 

Mit uns ging dann alles ganz schnell. Nach einer Woche waren wir ein Paar und kurz vor Weihnachten zog er bei mir ein. Eigentlich sollte es nur für unseren Weihnachtsurlaub sein, aber er ging nicht mehr in seine Wohnung zurück. Wir sind sogar heute noch manchmal erstaunt, wie gut es mit uns passt und wie unkompliziert alles gelaufen ist. Immer noch läuft. Und das, obwohl er 10 Jahre jünger ist, als ich.

Der nächste Rückschlag ließ nicht lange auf sich warten

Nach Tobis Tod hätte ich nie mehr damit gerechnet, dass ich noch mal glücklich sein könnte. Doch mein Privatleben entwickelte sich immer besser. Dafür ging es auf der Arbeit nun plötzlich steil bergab. Anfang 2021 war es dort so schlimm für mich geworden, dass ich krank wurde. Und zwar so krank, dass es mir unmöglich war, weiter zu arbeiten. Mein Arzt stellte fest, dass mein Cortisolspiegel viel zu niedrig war. Besser gesagt, er war fast nicht mehr vorhanden. Das kam vom jahrelangen Stress und der psychischen Belastung. Ich hätte laut meinem Doc sofort in eine Klinik gemusst. Mir wurde klar, dass ich so nicht weiter machen konnte.

Natürlich steckten mir die letzten 3 Jahre in den Knochen, doch das aktuelle Problem war der Job, der mich kaputt machte. Aber man kann heutzutage ja nicht einfach kündigen. Ich würde doch nichts anderes bekommen und ich hatte ja die hohen Hauskredite abzuzahlen! Wie sollte ich einen Job finden, zu dem ich meine Hunde mitnehmen konnte? All diese Gedanken hatte ich.

Völlig fertig fuhr ich zu meiner lieben Freundin, die mich seit Tobis Tod in rechtlichen und finanziellen Sachen berät. Ich erzählte ihr die ganze Scheiße, die auf der Arbeit los war. Wir kennen uns seit fast 20 Jahren und sie sagte am Ende des Gesprächs zu mir: „Ich bin richtig entsetzt, wie du hier vor mir sitzt. Ich erkenne dich gar nicht wieder. Du hast überhaupt kein Selbstwertgefühl mehr. Guck mal, was die aus dir gemacht haben.“ Und mit dem letzten Satz wurde mir klar, dass ich dort nicht mehr arbeiten konnte.

Der erste Schritt in Richtung Freiheit

Meine Freundin sagte mir, ich müsse kündigen und dass wir das gemeinsam hinkriegen würden. Sie würde mich unterstützen. Nach dem Gespräch mit der Personalabteilung 2 Tage später fühlte ich mich wie ein neuer Mensch! Mir fiel ein ganzes Gebirge vom Herzen, dass ich diesen Job nie mehr machen musste. Es war die beste Entscheidung überhaupt und ich habe es nicht eine Sekunde lang bereut. Psychisch ging es mir sofort um Welten besser, aber körperlich bin ich bis heute nicht richtig auf den Beinen. Ständige Erschöpfung und Kraftlosigkeit sind immer noch mein täglicher Begleiter, auch wenn es mit der Zeit schon etwas besser geworden ist. Aber da muss ich auf jeden Fall noch weiterhin dran arbeiten.

Sogar die finanzielle Situation ist nach der Kündigung nicht wie befürchtet eskaliert. Seit Tobis Tod hatte ich ständig die Angst, dass ich die Kredite nicht mehr abzahlen kann und mein Haus verlieren würde. Doch ich bekam die Möglichkeit, eine Weiterbildung zu machen, die mir beruflich nun ganz neue Perspektiven bietet.

So waren Niklas und ich uns im letzten Jahr einig, dass wir das Haus weiterhin halten können. Wir haben einiges im Garten gemacht und auch drinnen ein bisschen was verändert. Es unseren neuen Bedürfnissen angepasst.

Und dann sind wir plötzlich aufgewacht

Obwohl sich einige Dinge in unserem Leben schon verbessert hatten, kamen immer öfter die Gedanken hoch, dass wir das alles gar nicht mehr wollen. Ständig ärgern wir uns zu Hause. Über die Nachbarn. Die für mich mal gute Freunde waren und die mich nach Tobis Tod ganz doll unterstützt haben. Die sich dann aber zurückgezogen und mich aus der Gemeinschaft ausgeschlossen haben. Die mich heute teilweise nicht mal mehr grüßen. Die Niklas noch nie gegrüßt haben. Es ist für mich eine Belastung, zwischen diesen Menschen zu leben. Sie ständig zu hören und zu sehen. Auch Niklas ärgert sich oft. Wenn sie so laut sind, dass man nach Feierabend nicht mal im eigenen Garten sitzen kann.

Außerdem ist im und ums Haus immer viel zu tun. Doch unser Leben sollte nicht mehr von Arbeit und putzen dominiert sein, wie uns irgendwann im letzten Jahr klar wurde. Ich hatte bei Tobi gesehen, wie schnell alles vorbei sein kann. Wir haben begriffen, dass man die schönen Dinge nicht immer auf „irgendwann mal“ verschieben kann. Uns wurde klar, dass wir jetzt leben müssen!

Im Sommer letzten Jahres war es dann so, dass es für Niklas auf der Arbeit plötzlich auch immer schlechter wurde. Es fing damit an, dass die Maschine, an der er arbeitete, kaputt ging und nicht repariert wurde. Er sollte mit einer anderen Maschine arbeiten, was aber nicht praktikabel war. Dazu kamen nach und nach immer mehr Dinge, über die er sich ärgerte, bis auch er jegliche Freude an seiner Arbeit verlor.

Da ich ja vorher auch in dieser Firma gearbeitet habe, wusste ich, wovon er redet. Ich kannte die Abläufe und die Strukturen dort nur zu gut. Also fingen wir an, uns Gedanken zu machen, was wir für unsere Zukunft wollen. Es war ja offensichtlich der perfekte Moment für eine grundsätzliche Veränderung.

Auf einmal ging alles ganz schnell

Ich weiß gar nicht mehr genau, wie wir auf die Idee kamen. Aber wir wollten reisen. Leben. Glücklich sein. Wir sahen Vlogs von Vanlifern. Und fanden immer mehr Gefallen daran. Wir fuhren auf den Caravan Salon und erkundigten uns über Wohnmobile. Wir guckten immer öfters Videos und holten uns Tipps und Ideen. Wir planten und träumten. Bis wir irgendwann im Herbst die Entscheidung getroffen haben, dass wir das machen wollen. Mit einem Wohnmobil durch Europa reisen.

Wir fuhren zu einem Caravan Händler in der Nähe und wollten uns einfach nur mal umsehen. Und fanden auf Anhieb unser perfektes Wohnmobil. Unseren Frankie, wie wir ihn liebevoll nennen, weil er von der Marke Frankia ist. Nun mussten wir zusehen, dass wir das Haus verkauft kriegen. Was soll ich sagen? Es hat 3 Tage gedauert, bis wir die perfekten Käufer gefunden haben. Sie lieben das Haus so, wie ich es früher geliebt habe. Das ist ein schönes Gefühl. Der Verkauf fiel mir erstaunlicherweise auch gar nicht schwer. Ich freue mich einfach nur hier wegzukommen. In unser Abenteuer zu starten. Und das sehe ich als Zeichen dafür, dass wir alles richtig machen 🙂

Nun haben wir es fast geschafft

Ende März sind wir endlich frei. Niklas geht das letzte Mal arbeiten und ich schließe meine Weiterbildung ab. Lustigerweise beides am selben Tag 😁 Das werden wir gebührend feiern! Dann müssen wir anfangen auszumisten. Was nehmen wir mit? Was verkaufen wir? Was spenden wir? Wir müssen uns um Versicherungen, Internet und viele andere Dinge kümmern. Wir werden gut beschäftigt sein, bis es im August endlich losgeht. Aber wir freuen uns auch sehr. Auf die Dinge, die wir sehen werden. Auf das, was wir gemeinsam erleben dürfen. Auf unser neues Leben halt. 

Ich denke, es wird eine Reise zu uns selbst. Wir werden erfahren, was wir danach mit unserem Leben anstellen wollen. Wo wir uns niederlassen werden. Kommen wir überhaupt nach Deutschland zurück? Ein paar Ideen gibt es schon. Was wir nicht mehr wollen, wissen wir ja. Und das ist ein guter Anfang, um zukünftig in die richtige Richtung zu gehen.

An was du denken musst, wenn du eine Langzeit-Reise vorbereitest

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